Aufwärmübung
Gewichtiges Vokabular für frei flottierende Gedanken: Verfasse einen Text zu einem Thema deiner Wahl und verwende in ihm eine beträchtliche Auswahl folgender Präpositionen und Konjunktionen.
Präpositionen (Das sind die Partikel, die einen bestimmten Kasus verlangen....): entlang, entgegen, gegenüber, nebst, samt, zufolge (oder infolge), diesseits, mangels, mittels, unweit, ungeachtet, ausser.
Unterordnende Konjunktionen (Das sind die Partikel, die einen Nebensatz einleiten...): als wenn, ob, indem, obschon, sooft.
So fremd euch das Vokabular auch vorkommen mag: In schriftlichen Texten mit akademsischem Niveau wird es verlangt. Also sollte es auch in euren Texten aufzufinden sein...
Obschon mir kurze Haare den Grossteil meines Lebens das Gefühl eines anständigen Aussehens bescherten, reizte mich der Gedanke nebst allen kurz-Haarschnitten deren Subjekt ich bereits geworden war , den guten als auch den haarsträubenden, mir wenigstens einmal meine Haare lang wachsen zu lassen.Vor allem machte sich dieser Wunsch bei den saisonalen Schuren, die meine liebste Mutter in den frühen Jahren meines Lebens an mir vollzog, bemerkbar. Doch diese Torturen hatten nicht einzig einen Hass auf Rasierer zufolge, sie schnitten sich von Mal zu Mal immer tiefer in mein Bewusstsein und verzerrten somit das Selbstbild meines jungen Ichs. In späteren Phasen meiner Kindheit, in denen der freudige Gang zum Friseur die stillen Minuten der halbnackt in der Badewanne wartenden Verzweiflung ersetze, wandelte sich die Furcht vor dem Schneiden in eine Furcht vor den wertenden Blicken der Welt um. Ich konnte mir, entgegen meiner Wünsche, nicht erlauben mein Haar unweit einer Länge wuchern zu lassen in der es nicht mehr möglich gewesen wäre es mit Kamm und Gel zu bändigen. An schlechten Tagen verbrachte ich Stunden damit jeden kleinsten Mängel zu beseitigen, jedes vom Gesamtbild abweichende Haar samt Wurzel gänzlich auszurotten und trotzdem immer tiefer in Selbstverabscheuung zu versinken. OCD, Obsessive-Compulsive disorder! So nannte es der Arzt im Buch das mir eine Freundin, deren Mutter Psychiaterin war, nach unserem zweiten gemeinsamen Klassenlager, aufgrund grosser Sorgen ihrerseits, gab. Er erklärte auch ich bräuchte etwas, etwas um als Ablenkung zu dienen und mir Kraft zu verleihen. Dazumals hatte ich keine Ahnung wie ich so etwas finden konnte und ob es dieses etwas in meinem Fall überhaupt gab. So fuhr ich fort und hatte mich damit abgefunden jede unbedeutendste Bemerkung sich in meine Gedanken einbrennen zu lassen als wäre sie flüssiges Blei welches langsam aber sicher erstarrt um mich immer mehr in die Tiefen meiner Verzweiflung zu ziehen. An einem Samstag Abend, der nur dem ertränken meines Kummers, in billigen Whisky gemischt mit Cola, hätte gewidmet sein sollen, holte mich das Schicksal jedoch ein. An diesem Abend drehte sich meine kleine traurige auf den Kopf und ich wurde ein Skinhead.